Handwerker ohne Grenzen
Fact Finding: Metallbau
John Lohrmann in Lomé und Tsévié, Togo
Das Projekt in Kürze
Die 3 Komponenten:
Mein Einsatz in Togo
Meine Reise führte mich nach Togo, in die Region „Maritime“, genauer: 30 Kilometer nördlich der Hauptstadt Lomé in die Stadt Tsévié mit circa 60.000 Einwohnern. Togo gehört zu den ärmsten Ländern der Welt, 49% der Bürger verdienen unter 1,90 US-$/Tag. Dies spiegelt sich auch in den Betrieben wider, die ich besuchen durfte. In den wenigsten Betrieben gab es ein Büro oder Management. In nur einem Betrieb war ein Rechnungswesen in den Grundzügen zu erkennen. Dennoch sind die Unternehmen am örtlichen Markt etabliert und werden zum Teil von Generation zu Generation weitergeführt. Alle Handwerksbetriebe waren inhabergeführt, etliche auch innovativ und stellten durchaus ansehnliche Produkte her. Mein Auftrag lautete, Betriebe zu finden, die Instandhaltung oder Wartung in der Landwirtschaft durchführen. Nach meiner Auffassung gibt es solche Betriebe, wie auf der Nordhalbkugel bekannt, in Togo kaum. Die Reparaturen werden von den ortsansässigen Firmen im Metallbereich ausgeführt: Wer schweißen kann, repariert und schweißt alles, was gebracht wird. Ziemlich erschreckend fand ich die Unfallverhütung und Arbeitssicherheit, außer Schweißschirmen war praktisch kaum etwas vorhanden. Bei den Lehrlingen und auch bei den Besitzern kommen kleinere und größere Verletzungen sehr häufig vor.
Was ist eine Sektoranalyse/Fact finding?
- Die Sektoranalyse/Fact finding ist eine Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse in der Einsatzregion, um die Akteure, ihre Herausforderungen, die potenziellen Märkte und die Entwicklungsherausforderungen eines bestimmten Gewerkes zu identifizieren.
- Ziel: Die Realitäten des Gewerkes in der Region, seine Akteure und ihre Herausforderungen verstehen. Basierend auf den Handlungsempfehlungen werden die Einsätze der Handwerker-Tandems geplant für Trainings, Schulungen und Beratungen von Handwerker*innen und Handwerksbetrieben vor Ort.
- Vorgehensweise: Der Experte / die Expertin tauscht sich mit den Akteuren vor Ort aus (Handwerker*innen, Ausbildungszentren, Kammern und Verbänden) und begutachtet die Wertschöpfungskette, von der Ausstattung über die Kompetenzen der Mitarbeiter bis zur Output-Qualität.
Perspektiven und Handlungsempfehlungen
Ich habe eine Region erlebt, in dem jeder mit dem täglichen Überleben zu kämpfen hat. Eine handwerklich, fundamentierte Ausbilder-Eignung gibt es nicht. Die Lehrlinge zahlen über Ihre Eltern dem Lehrherrn ein Lehrgeld. Alternativ gibt es Berufsschulen mit integrierten Praktika. Als wichtige Themen für zukünftige Tandem-Einsätze von Handwerkern ohne Grenzen empfehle ich:
- Einführung einer Ausbilder-Eignung durch Schulung von lokalen Multiplikatoren, mit u.a. Unfallverhütung
- Herstellung einer voll funktionsfähigen Steinformmaschine, von der Kostenkalkulation über die Erstellung der Konstruktionspläne und Materiallisten bis hin zur Herstellung eines Prototyps und Testproduktion – in Zusammenarbeit mit dem Maurerhandwerk
Persönliches Fazit
Togo hat mich sehr bewegt und wir alle werden
in Togo etwas bewegen. Als Internationaler
Meister wurde ich bestens vorbereitet, dennoch war es
eine Reise, die emotionaler nicht sein konnte.
Bei der Abschluss-Besprechung mit dem Dachverband „Union des Chambres Régionales de Métiers du Togo“ in Lomé konnte ich eine kurze Präsentation mit ersten Vorschlägen vortragen. Dann wurden wir zu einer Ausstellung für Handwerker eingeladen. Nach der anschließenden Pressekonferenz des Ministers für Bildung und Handwerk lud er uns ins Ministerium zu einem intensiven und offenen Gespräch ein. Ich hatte den Eindruck, dass wir sehr ernst genommen wurden und weitere Projekte gerne gesehen werden.
Die Freundlichkeit und die Schüchternheit der Menschen auf dem Land haben mich sehr beeindruckt. Was mich persönlich am meisten mitgenommen hat, sind die mangelnde Arbeitssicherheit und daraus resultierenden Verletzungen sowie die Situation der Kinder, deren Familie kein Lehrgeld bezahlen kann: Oft sollen sie bei dem Lehrherrn im Haus leben und die Hausarbeit gegen Nahrung und Bett leisten.
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