Handwerker ohne Grenzen
Fact Finding: SHK/Kühlung
Stefan Lindig in Fatick, Senegal
Das Projekt in Kürze
Unser Ziel ist es, mit einem europäischen Netzwerk von „Handwerkern ohne Grenzen“ die Strukturierung des Handwerks in Afrika zu unterstützen – und dadurch die Einkommensaussichten der dortigen Handwerker*innen und ihre Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu verbessern.
Die 3 Komponenten:
Mein Einsatz im Senegal
Senegal liegt in Westafrika in der Sahelzone und bildet somit die Überganszone zwischen der Wüste Sahara im Norden und der Feuchtsavanne im Süden. Das Land ist bekannt für seine Toleranz zwischen den Religionen und beherbergt ca. 20 verschiedene Ethnien mit ca. 25 verschiedenen Sprachen. Neben der Staatssprache Französisch ist Wolof die meistgesprochene Sprache. Die Menschen sind offen und sehr gastfreundlich.
Fatick selbst liegt im Erdnussbecken am westlichen Ufer des Sine, der von hier bis zu seiner Mündung in den Saloum 13 Kilometer südlich der Stadt unter dem Einfluss der Gezeiten steht. Diese haben das mäandrierende Flussbett ausgewaschen und eine mehrere hundert Meter breite periodisch überschwemmte amphibische Uferzone geschaffen.
Am Nordrand von Fatick quert die Nationalstraße N1, die von Dakar (155 km im Westen) bis über die malische Grenze nach Kayes führt, mittels einer 400 Meter langen kombinierten Damm- und Brückenkonstruktion das Flussbett des Sine. Es ist die letzte Brücke vor seiner Mündung.
Mit engagierter Unterstützung von der Chambre de Métiers in Fatick konnte ich Fachlehrer der Berufsschulzentren, Handwerker und Zulieferer treffen. Einen Eindruck von der praktischen Arbeit habe ich mir bei Vorführungen von Installationen gemacht. Dabei wurde mir schnell klar, dass Maschinen, Werkzeuge und Material nicht fachlich genutzt werden. Die guten theoretischen Trainings in Schulungszentren sind leider nicht allen Interessenten zugänglich, da dafür Lehrgeld anfällt.
Was ist eine Sektoranalyse/Fact finding?
Die Sektoranalyse/Fact finding ist eine Bestandsaufnahme und Bedarfsanalyse in der Einsatzregion, um die Akteure, ihre Herausforderungen, die potenziellen Märkte und die Entwicklungsherausforderungen eines bestimmten Gewerkes zu identifizieren.
- Ziel: Die Realitäten des Gewerkes in der Region, seine Akteure und ihre Herausforderungen verstehen. Basierend auf den Handlungsempfehlungen werden die Einsätze der Handwerker-Tandems geplant für Trainings, Schulungen und Beratungen von Handwerker*innen und Handwerksbetrieben vor Ort.
- Vorgehensweise: Der Experte / die Expertin tauscht sich mit den Akteuren vor Ort aus (Handwerker*innen, Ausbildungszentren, Kammern und Verbänden) und begutachtet die Wertschöpfungskette, von der Ausstattung über die Kompetenzen der Mitarbeiter bis zur Output-Qualität.
Perspektiven und Hindernisse
Mein Auftrag war Faktenfindung für Trainingseinsätze im Bereich Split-Klimaanlagen und Kälteanlageninstallation bzw. Wartung dieser Projekte. Bei Besuchen von verschiedensten Projekten stellte sich schnell heraus, dass das SHK-Handwerk in den Kinderschuhen steckt: Planung und Installations-Ästhetik haben Potenzial zur Entwicklung, was den Akteuren auch bewusst ist. Schön fand ich, dass alle freundlich und offen im Gespräch und sehr motiviert für eine Zusammenarbeit sind.
In der Praxis beim Kunden wird nur teilweise das theoretische Wissen umgesetzt, das in den Berufsschulen vermittelt wird. Vakuum-Pumpen, Kompressoren, Messgeräte oder adäquates Werkzeug werden nicht eingesetzt, obwohl diese in Dakar erworben werden können. Es fehlen aber Finanzierungsmöglichkeiten, wie ein Start Up Kredit. Das Problem wurde erkannt: Es gibt Denkansätze in der hiesigen Handwerkskammer über Finanzierungsprojekte und auch Unterstützung bei der Business Plan Erstellung.
Persönliches Fazit
Senegal ist ein großartiges Land mit Abenteuerfeeling und Potential. Wolof ist hier der Schlüssel zum Herzen und nach 10 Tagen wird es zur zweiten Heimat.
Learning by doing with "theoretical Background" ist für mich die beste Art des Lernens. Anhand von Beispiel-Projekten können die Lernenden sehen, wie das theoretische Wissen in der Praxis aussieht. In Senegal steckt viel Potenzial. Wenn man sich jedoch die Arbeitsverhältnisse in den ,,Freiluftbetrieben‘‘ anschaut, wird einem deutlich, dass noch einiges an Entwicklungszusammenarbeit, vor allen Dingen in Bezug auf die Arbeitsweise und Arbeitssicherheit, von Nöten ist. Generell sehe ich bei den Sicherheitsstandards in den Unternehmen noch Optimierungsbedarf.
Begeistert von diesem Projekt?